Die LGBTQ Szene in Amsterdam: Die Geschichte einer Pionierin

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Die LGBTQ Szene in Amsterdam ist mittlerweile eine der größten und populärsten der Welt. Wusstet ihr, dass die Niederlande das erste Land weltweit war, das die gleichgeschlechtliche Ehe offiziell erlaubt hat? Der 01. April 2001 ging damit in die Geschichte ein und markierte den Start einer kunterbunten, freien und positiven Zeit in Amsterdam.

Eigentlich startet diese Geschichte aber schon wesentlich früher, genauer gesagt in den 1920er Jahren. So früh schon eine LGBTQ Szene in Amsterdam, fragt ihr euch? Aber hallo! Wie genau es dazu kam, welche Steine den Pionierinnen in den Weg gelegt wurden, und wie sich die Szene heute entwickelt hat, erfahrt ihr in diesem Artikel!

Viele würden das Aufleben der LGBTQ Szene wahrscheinlich irgendwo in den 1970er oder 1980er Jahren verordnen. Die Geschichte der LGBTQ Szene in Amsterdam beginnt aber schon viel früher, genauer gesagt um 1920. Was, so früh schon eine LGBTQ Szene in Amsterdam?! Jein.

Bet van Beeren: Powerfrau & Pionierin

Zu dieser Zeit war Homosexualität in den Niederlanden kein strafrechtliches Vergehen mehr. Offen ausgelebt hat man sie aber trotzdem nicht – so weit war die Gesellschaft dann doch noch nicht. Die Geschichte unserer Pionierin Bet van Beeren ist daher eine, die sich im Untergrund abspielen sollte. Genauer gesagt: Auf Amsterdams Zeedijk, der sich im Herzen des chinesischen Viertels und angrenzend an das Rotlichtviertel befindet.  

Source: ‚t Mandje

Hier übernahm 1927 die gebürtige Amsterdamerin Bet van Beeren mit nur 25 Jahren die Bar ihres Onkels. Bet war eine wahre Sensation in der Stadt: bekannt für ihr Motorrad und die derbe schwarze Lederkleidung, die sie stets beim Fahren trug, war sie mobil und überall beliebt in Amsterdam. Das erstaunlichste aber: Bet stand auch schon in den 20er Jahren offen zu ihrer Homosexualität. Ein mutiger Akt, denn Homosexualität war damals auch in Amsterdam noch verpönt und eher selten gesehen. Strafbar war sie theoretisch seit 1811 nicht mehr. Allerdings wurde ganze 100 Jahre später ein Gesetz eingeführt, das homosexuelle Handlungen mit Personen unter 21 Jahren strafbar machte und klar diskriminierend war. Das Alter für Heterosexuelle lag nämlich bei 16 Jahren.

Bet interessierte sich aber ohnehin nicht für Regeln; ganz im Gegenteil. Sie galt als Pionierin der LGBTQ Szene in Amsterdam. Wie es dazu kam?

„Wo Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzten…“

Dies hängt mit der Bar zusammen, die sie 1927 von ihrem Onkel übernahm. Liebevoll taufte sie die Bar in ‚‘t Mandje‘ (= kleines Körbchen) um. Ihre Mutter brachte ihr immer Essen in einem kleinen Körbchen, daher war der Name naheliegend. Das Mandje sollte dann die erste LGBTQ Bar der Stadt und wahrscheinlich der gesamten Niederlande werden. Hinter vorgehaltener Hand sprach schnell die gesamte Stadt von der Bar in der Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzten. Ein absolut einzigartiges Konzept im Geiste der Zeit!

Und daran hat sich niemand gestört? Das wäre natürlich wünschenswert gewesen, entspricht aber leider nicht den Tatsachen. Wie zuvor beschrieben, wurde Homosexualität bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entkriminalisiert. Anfang des 20. Jahrhunderts zogen die Gesetze allerdings wieder an, und niemand wagte es, die eigene Homosexualität auch offen auszuleben. Daher war es eigentlich auch nicht erlaubt, dass sich die Besucher der Bar in der Öffentlichkeit küssten, oder andere Zärtlichkeiten austauschten.

Durch die Beliebtheit der Bar hat die Polizei schnell Wind bekommen von den zwischenmenschlichen Vorkommnissen, die sich im Innern abspielten. Nicht selten wurden daher Zivilpolizisten vorbeigeschickt, die im Mandje nach dem Rechten sehen sollten. Wenn ihr glaubt, dass das Bet in irgendeiner Form eingeschränkt hätte, dann haben wir sie zuvor schlecht beschrieben. 😉

Gewieft, wie sie war, überlegte sie sich nach dem ersten Polizeibesuch einen kleinen Kniff, der ebenso simpel wie genial war. Sie positionierte am Eingang der Bar eine Lampe in Form einer kleinen Eule. Immer, wenn Zivilpolizei anwesend war, schaltete sie unbemerkt die kleine Lampe ein. Die Feiernden waren so gewarnt, für eine Weile die Füße still zu halten, und einen kleinen Plausch mit dem anderen Geschlecht zu halten. Sobald die Polizei wieder unverrichteter Dinge gegangen war, ging das Lichtlein aus und die Besucher feierten wild weiter bis in die frühen Morgenstunden…

Die LGBTQ Szene in Amsterdam heute

Das Mandje gibt es natürlich nach wie vor – und das fast im Originalzustand! Bet war nämlich auch dafür bekannt, dass sie gern kleine Geschenke und Souvenirs ihrer Gäste sammelte. Dabei nahm sie an, was immer ihre Gäste ihr gern da lassen wollten: Fingerhüte, Servietten mit kleinen Grüßlein, abgeschnittene Krawatten, oder kleine Kuscheltiere. Die Bar vermittelt daher direkt ein heimeliges Gefühl und dort ist heutzutage jede*r willkommen. Es ist nach wie vor ein Hotspot für die LGBTQ Szene in Amsterdam, aber die Bar ist auch für jeden anderen frei zugänglich. Pssst… auf unserer Rotlichttour kommt ihr direkt daran vorbei und könnt euch alle gesammelten Schätze aus nächster Nähe anschauen.

Darüber hinaus findet ihr in Amsterdam zwei weitere kunterbunte Straße, die der LGBTQ Szene gewidmet sind. Die erste ist die Regulierdwarstraat. Mitten in der Innenstadt verbindet sie den Koningsplein mit dem belebten Leidseplein. Hier findet ihr allerhand (Karaoke-) Bars, nette Restaurants und auch unsere Clubempfehlung das Nyx. Als offenherzige, freundliche und diverse Stadt heißt Amsterdam in dieser Straße alle Besucher willkommen und ihr trefft garantiert nette Leute, wenn ihr hier ausgeht. Die andere Straße (Warmoesstraat) befindet sich ebenfalls in unserem Rotlichtviertel. Hier reihen sich die Gay-Bars geradezu aneinander und laden allerlei Besucher zu einem kühlen Drink ein. Auch hier kommt ihr unter anderem auf der Rotlichttour vorbei und erfahrt mehr über die Geschichte der LGBTQ Szene in Amsterdam!

Augusthighlight: Pride

Wenn ihr zufällig das Glück habt, über das erste Augustwochenende in Amsterdam zu sein, dann könnt ihr außerdem an einem einmaligen Spektakel teilhaben: der Amsterdamer Pride. Unser Pendant zum CSD in Deutschland ist einer der coolsten (und glitzerndsten) Tage des Jahres. Anders, als in anderen Städten, haben wir hier keine normale Parade zu Fuß, sondern in typisch Amsterdamer Manier eine Bootsparade. Verpasst auf keinen Fall die Parade mit zahlreichen Booten, tollen Vorführungen und jeder Menge guter Stimmung in den Grachten!

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