Amsterdam Oost: Multikulti, Brauerei und Geschichte
Den nächsten Stadtteil, den wir euch nicht vorenthalten wollen, ist das wunderschöne Amsterdam Oost. Abgesehen von Studenten (denn der Campus der Universität von Amsterdam befindet sich im Osten) verirren sich oft nur Wiederkehrer oder Einheimische in den Osten vom Zentrum – das wollen wir ändern!
Der östliche Teil der Stadt ist nämlich ein wunderbarer Stadtteil, der für seine Vielseitigkeit steht. Vor allem ist Amsterdam Oost allerdings, genau wie Amsterdam generell, für seinen Multikulti-Charakter bekannt. Darüber hinaus findet ihr hier einen der schönsten Parks der Stadt, unabhängige Brauereien und fantastisches Essen aus aller Welt. Wo genau und warum sich ein kleiner Ausflug abseits der Touristenströme lohnt, erfahrt ihr hier.
Die Geschichte hinter Amsterdam Oost
Nachdem das Zentrum Amsterdams im Goldenen Zeitalter ausgebaut wurde, folgte wenig später die Vergrößerung der Stadt in alle Himmelsrichtungen. So auch Richtung Osten. Der Bau des Ostens begann unweit des Zentrums in der Oosterparkbuurt und der Dappermarktbuurt. Danach folgte das Wohngebiet entlang der Amstel, das heute zu einem der schönsten Wohngebiete von Amsterdam zählt.
Der Polder (= trockengelegtes Sumpfgebiet) östlich der Amstel wurde Ende des 19. Jahrhunderts immer weiter erschlossen und im damals typischen Stil bebaut: Dem Stil der Kolonialzeit. In keinem Stadtteil Amsterdams zeigt sich dieser deutlicher, was auch schon an den einzelnen Straßen und Stadtteilnamen erkennbar wird. So befindet sich das ehemalige Kolonialgebäude (in dem heute das Wereldmuseum zuhause ist, mehr Info weiter unten) direkt am schönen Oosterpark und erinnert bis heute an die schwierige Geschichte, die so viel Geld in die Niederlande und Leid in die Kolonien gebracht hat.
Auch bei neueren Stadtteilen in Richtung der Eastern Docklands und des Ijsselmeers zeigt sich diese Geschichte. Wir haben beispielsweise die „Indische Buurt“ sowie die später erbauten Wohninseln „Javaeiland“ oder „Borneoeiland“. Heutzutage beherbergen diese vor allem schicke Bürobauten und noch modernere Wohnkomplexe. Auch kulinarisch entdecken immer mehr Restaurants- und Bareröffner den Wert dieser Neubaugebiete – also in jedem Fall einen Abstecher wert!
Wenn du noch weitere spannende Stadtteile Amsterdams abseits der klassischen Reiseführerorte entdecken möchtest, unternimm doch mal einen kleinen Ausflug nach Amsterdam Noord oder ins Jordaanviertel im Westen der Stadt? 😊
So verbringt ihr einen tollen Tag in Amsterdam Oost:
1) Über den Dappermarkt schlendern
Beginnt den Tag mit einem gemütlichen Spaziergang über den lebhaften Dappermarkt. Mitten in der „Dapperbuurt“ gelegen, könnt ihr auf dem Markt einiges an leckeren Snacks, Lebensmitteln und Souvenirs ergattern. Dieser Markt ist fast nur unter Einheimischen bekannt, d.h. ihr bekommt einen super authentischen Einblick in Amsterdams Kultur – und die besticht durch Vielfalt! Kein Markt in Amsterdam hat mehr multikulturellen Charakter als der Dappermarkt, was ihm ein ganz besonderes Flair und viel Energie verleiht. Lasst euch in die bunte Welt hineinziehen und probiert die ein oder andere Köstlichkeit…
2) Kolonialgeschichte im Wereldmuseum entdecken und durch den Oosterpark spazieren
Wo Kultur draufsteht, muss auch Kultur drin sein. Eines der wichtigsten Museen, das Wereldmuseum (ehemals Tropenmuseum), befindet sich ebenfalls in Oost. Das Museum trägt außerdem eine ganz besondere (und mitunter schreckliche) Geschichte mit sich. Eröffnet 1926, wurde das Tropenmuseum im prachtvollen, ehemaligen Kolonialgebäude der Stadt Amsterdam untergebracht – dem damals größten Gebäude der Stadt. Schon damals ging es darum, Kulturobjekte auszustellen und über andere Kulturen zu informieren. Allerdings muss deutlich kritisiert werden, wie die damaligen Objekte in die Niederlande kamen und auf welche Weise indigene Völker dargestellt wurden. Die Kolonialzeit ist sowohl für den globalen Süden als auch für den globalen Norden aus heutiger Sicht eine düstere Zeit gewesen. Zwar ist sie der Grund, wie die Niederlande zu Reichtum kam – doch zu welchem Preis? Ausbeutung, Sklaverei und Rassismus waren an der Tagesordnung und müssen daher heute kritisch aufgearbeitet werden.
Dies hat sich das Wereldmuseum heute zur Aufgabe gemacht. Heute ist es auf kulturelle Diversität spezialisiert: Der Mensch und seine unterschiedlichen Gepflogenheiten stehen hier im Vordergrund. Hier könnt ihr alles über unterschiedliche Kulturen, ihre Gebräuche, Geschichte und Zusammenhänge erfahren.
3) Tolles Essen genießen: Die beste Falafel der Stadt
Wer sich nicht schon auf dem Dappermarkt durchgeschlemmt hat, kann nun die Chance nutzen, eine der besten (vielleicht auch DIE beste) Falalfeln der Stadt zu probieren – und das für kleines Geld. Tigris und Eufraat sind auf der einen Seite ein kleiner Gemischtwarenladen, auf der anderen Seite passiert die Falafelmagie. Ihr geht einfach im Laden an die Kasse und sagt, was ihr haben wollt (wir empfehlen den klassischen Falafelwrap, oder den mit Halloumi). Dann bezahlt ihr (4-6€), bekommt eine kleine Marke und mit der könnt ihr dann auf der anderen Seite eure leckere Falafel abholen. Ein echter Geheimtipp!
4) Unabhängige Brauereien besuchen und (fast) alle Spezialbiere probieren
Danach seid ihr bestimmt durstig: kein Problem, denn Amsterdam Oost ist auch für seine kleinen, unabhängigen Brauereien bekannt. Hier findet ihr zwei der bekanntesten und beliebtesten Brauereien Amsterdams, die ihre Spezialbiere in die gesamte Niederlande schicken: Die Oedipus Brauerei und die Brouwerij ‚t Ij. Vom Falafelladen aus ist die Oedipus Brauerei wirklich nur einen Katzensprung die Straße hinunter. Lasst es euch auf der weitläufigen Terrasse gut gehen und probiert mal das erfrischende Bestsellerbier „Mannenliefde“. Wenn ihr danach noch nicht genug habt, könnt ihr noch weiterziehen zur Brouwerij ‚t Ij. Diese ist zwar etwas weiter weg gelegen, macht dafür aber richtig was her. Es ist nämlich die einzige Brauerei Amsterdams, die in einer alten Windmühle direkt am Wasser untergebracht ist. Authentisch niederländischer wird es nicht mehr! Übrigens verirren sich auch hier nur äußerst selten Touristen hin – wir sagen aber klar: der Weg dorthin lohnt sich.
5) An der Amstel entlangspazieren und die Seele baumeln lassen
Einer der bei weitem schönsten Spaziergänge, die ihr in Amsterdam unternehmen könnt, ist entlang der Amstel Richtung Süden. Lauffreudige können sich gern vom Zentrum aus aufmachen und dem Fluß, der Amsterdam seinen Namen verliehen hat, weit Richtung Süden folgen. Unterwegs kommt ihr an zahlreichen süßen Cafés, Bars und Terrassen vorbei, die zu einer kleinen Verschnaufpause einladen. Im Sommer könnt ihr zusätzlich an der Weesperzijde (siehe unten) schwimmen gehen und euch auf typisch Amsterdamer Art abkühlen – himmlisch!